Interview mit Günther Vetter über den Ursprung der Vakuumtechnologie
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DAS IntervieW:
Die Erfindung des Vakuumsacks
Die Erfindung des Vakuumsacks
Ruth Koppenberger:
Hallo. Schön, dass du da bist. Ich freue mich
sehr, dass du die Geschichte ein bisschen teilen willst mit uns und möchte dich
bitten, ein bisschen aus der Erinnerung zu kramen, wie das damals alles
angefangen hat. Mit den Ahnen, mit meinen Ahnen, mit unseren Ahnen.
Ich weiß noch, dass der Opa, das heißt dein
Vater, die Tischlerei in Kirchdorf hatte. Und dein Großvater, also der Vater
deiner Mutter, hatte eine Tischlerei in Pressburg – eine relativ große, soviel
ich weiß – vor dem Krieg.
Günther Vetter:
Ja, so stimmt das. Und das, was ich so
manchmal mitbekommen habe von meinen Eltern, war, dass sie eine sehr gut
geführte Tischlerei hatten. Und der Großvater hat sie geführt und mein Vater
war dort angestellt. Mein Vater war Tischlermeister und meine Mutter war dort in
der Buchhaltung tätig und in der Kalkulation.
Und die zwei haben sich kennengelernt und haben geheiratet. Und daraus
sind dann drei Kinder entsprungen, drei Kinder auf die Welt gekommen.
Und dann ist der Krieg dazwischengekommen und meine
Eltern mussten fliehen und alles zurücklassen. Die gesamten Anlagen, die
Tischlerei, die Wohnung und alles. Und so sind sie dann in langwieriger Flucht,
teilweise zu Fuß und oft nur mit dem Handgepäck, mehr haben sie nicht mitnehmen
können, dann über Linz nach Kirchdorf gekommen und haben dort eine neue
Existenz aufgebaut. Und haben einen Grund gekauft und ein kleines Häuschen, ein
Einfamilienhaus, gebaut und eine Tischlereiwerkstätte im Keller und im ersten
Geschoss, also im Erdgeschoss, eingerichtet.
Und ich habe dort dann Tischler gelernt. Ich
bin ja schon in Österreich geboren und habe dann bei meinem Vater die
Tischlerlehre gemacht und die Gesellenprüfung und ich bin dann anschließend
nach Hallstatt gegangen, in die Meisterschule und habe dort vieles an technischen
Zeichnungen, an Architektur und Innenarchitektur und so weiter zusätzlich zur Tischlerausbildung
dazugelernt und die Meisterprüfung gemacht.
Und ich bin zurückgekommen, habe die
Tischlerei von meinem Vater übernommen und habe sehr viele eigene Ideen damals
schon verwirklicht. Meine Ideen und meine Kreativität sind natürlich nicht
extra bezahlt geworden.
Das war dann sozusagen das Verkaufsargument, dass
sie zu mir gekommen sind und sich zum Beispiel ein Schlafzimmer von mir
einrichten haben lassen oder das Kaffeehaus von mir einrichten haben lassen. Da
habe ich einen gewissen Namen entwickelt, natürlich. Und da sind dann die Leute
mit speziellen Wünschen zu mir gekommen. Und diese Gestaltungsarbeit hat sich
immer mehr ausgebreitet, sodass ich Tischlerei aufgegeben habe und nur mehr „Gestalter,
Designer“ gewesen bin. Naja, und im Laufe der Zeit hat sich dann diese
Designarbeit mehr und mehr zum Erfinden hinbewegt. Mir waren immer so neue
Ideen ganz wichtig. Nicht nur die Oberfläche gestalten, sondern auch die
Funktion neu entwickeln.
Und dann ist es mehr und mehr in Richtung
Einrichtungen für Tischlereien, Hilfsgeräte gegangen. Ja, teilweise Maschinen. Und
so hat sich dann die neue Firma entwickelt, die Firma Columbus, und die hat
dann diese Erfindungen, die ja auch sehr oft patentiert wurden, diese Patente
und Erfindungen, dann verkauft.
Und ich habe vor allem auch – ich bin viel
draußen gewesen bei den Tischlern – immer wieder Ideen bekommen von den
Tischlern, von Problemen, die ich dann versucht habe durch neue Erfindungen zu
lösen.
Und so ist dann auch der Vakuumsack
entstanden. Da hat es dann immer wieder das Problem gegeben, gebogene,
geschweifte Teile herzustellen, zu belegen und so weiter.
Und das war sehr aufwendig mit Schablone und
Gegenschablone. Und mit dem Vakuumsack hat man sich die Gegenschablone ersparen
können und hat dann diese geschweiften, gebogenen Teile herstellen und belegen
können, ohne großen Aufwand.
Und aus dem heraus ist dann eine Vakuumpresse,
entstanden, die dann nicht mehr ein Sack war, in dem Sinne, sondern die hat
eine Arbeitsfläche gehabt mit einem Klapprahmen. Eingespannt in dem Klapprahmen
war ein elastisches Tuch und so war natürlich die Bedienung viel komfortabler
und viel genauer.
Man hat dann das jeweilige Produkt auf die
Arbeitsfläche legen können und den Klapprahmen schließen und dann mit Vakuum das
pressen, was zu pressen ist.
Dann ist natürlich auch der nächste Schritt
gekommen, die Erwärmung, die Aufheizung. Teilweise von oben, um die Presszeit
zu verringern, und wir haben eine eigene Heizlade konstruiert, für unter der
Maschine, zum Reinschieben, wo man die verschiedenen Materialien dann
vorgeheizt hat und im warmen Zustand, im aufgeheizten Zustand, dann verformen
konnte. Da hat man dann natürlich eine entsprechende Silikonmembran gebraucht, damit
die Membran nicht schmilzt und die Temperatur ausgehalten wird.
Und so hat es sich dann Schritt für Schritt
weiterentwickelt. Die Haupterinnerung, die ich daran habe, ist natürlich die, dass
ich von Tischler zu Tischler gefahren bin.
Das war natürlich beeindruckend, weil das war
natürlich die meiste Zeit. Die Erfindung braucht ja nicht die meiste Zeit, die
meiste Zeit braucht der Verkauf. Dann hat man was, von dem überzeugt ist, das
muss man aber dann verkaufen. Also hin zu den Kunden und überzeugen. Dann bin
ich auf den Messen gewesen, auf vielen Messen. Es war hochinteressant. Und so
hat sich das dann immer mehr weiterentwickelt. Genau. Das war die
Vakuumpressgeschichte.
Jetzt ist es “Columbus”, dank deiner
Initiative und dank deines Einsatzes, mit dem du das entsprechend weitergeführt
hast. Jetzt kann ich mit Stolz darauf hinblicken und sagen, großartig, es ist
etwas geworden und es ist weitergegangen.
Ruth Koppenberger:
Danke, danke. Vielen, vielen Dank für das
Teilen deiner Erinnerungen. Es war wirklich sehr schön.
Günther Vetter:
Sehr gerne. Danke.
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